Disruption – jetzt, wirklich

Eine Welle des Lockdown geht um die Welt und erfasst nahezu alle Menschen im beruflichen und privaten Leben. Doch wie wird unser Alltag danach ausschauen. Musiker in aller Welt zeigen mit Balkonkonzerten, dass auch in dieser Zeit die Sonne jeden Tag aufgeht und uns diese mit einer Menge an Möglichkeiten beschenkt, uns das Leben spüren zu lassen. Vieles ist ungewiss, aber in China sieht man, dass dort langsam wieder die Dinge beginnen ihren Lauf zu nehmen. Doch was können wir mitnehmen aus dieser Zeit, aus dieser Phase? Wo schenkt uns die Distanz zum Alltag bereichernde Einsichten?

Vorgänge in der Wirtschaft, die aufgrund etwa einer technologischen Innovation einen derart starken Einfluss auf das Gefüge hat, dass kein Stein auf dem anderen bleibt, wo ganze Geschäftsfelder verschwinden, werden als disruptive Vorgänge bezeichnet. Disruptiv versuchen andererseits Unternehmen selbst zu sein, indem sie selbst mit Innovationen den Takt vorgeben und Geschäftsfelder verändern.

Interessant ist, dass in den letzten Jahren ein wahrer Hype um disruptive Vorgänge geherrscht hat, ja, dass alles disruptiv sein muss[1]. Oft zwingen disruptive Dynamiken zur Bewegung, zur Veränderung.[2] Selbst in zwischenmenschlichen Beziehungen, wie Partnerschaften, bemühen sich mache Paare sehr intensiv um Veränderung, tun sich aber schwer mit dem Verlassen alter Muster und Pfade. Das hängt damit zusammen, dass wir Menschen uns mit stabilen Verhältnissen am wohlsten fühlen[3]. Daher verlängern wir oft schädliche Zustände, die uns deshalb lieb sind, weil wir uns dran gewöhnt haben. Das Neue, Unbekannte erfordert Mut und Neugierde und geht auf Kosten der Sicherheit.

Jetzt trifft uns mehr oder weniger alle solch ein Ereignis. Und erzeugt Unsicherheit.

Wie könnten wir aber die Situation jetzt, wo wir abseits des Alltäglichen unterwegs sind und Neues ausprobieren können, nutzen, um neue Aspekte, neue Handlungsstränge und zwischenmenschliche Dynamiken zu erkennen? Was können Sie jetzt tun, um diese Chance des Disruptiven für Ihr persönliches Wachstum zu nutzen und daraus was zu gewinnen? Jetzt, wo alles quasi Kopf steht, bietet sich die Chance, dass Gewohnheiten zu müden Erinnerungen werden und Platz für neue, für neue bessere Gewohnheiten.

Vielleicht gelingt mir nun im Home-Office etwas besser, als sonst an meinem Arbeitsplatz. Wie schaut es aus mit meiner Motivation? Was nährt diese jetzt? Vielleicht ist lohnend einfach nur aus einer anderen Perspektive auf den Alltag zu schauen, auf das was gut läuft im Moment und was davon bleiben sollte. Dazu könnten Sie sich diese Fragen einmal stellen:

  • Was läuft jetzt anders, wo ich meinen Alltag aus einer anderen Perspektive sehe?
  • Was setzt Kräfte bei mir frei?
  • Welche Dinge und Abläufe bekommen in dieser Zeit Wichtigkeit für mich?
  • Was mache ich jetzt mehr, wozu ich sonst nicht komme?

Mit diesen Fragen erschließen Sie neue Ressourcen, die bisher unentdeckt, die bisher vielleicht zu kurz gekommen waren. Es gibt uns die Chance, die Qualität der Ungestörtheit bei der Arbeit zu erleben. Auch im beruflichen Leben können Sie die Chance ergreifen, aus einer neuen Perspektive auf Ihren Alltag zu schauen. Aus der neuen Distanz finden Sie vielleicht auch neue Inspiration und neuen Mut in ihrer Tätigkeit. Dann wird der Blick meist frei auf Potentiale, auf Wertschätzung und Veränderung zum Besseren. Da kommt es vielleicht zu einer neuen Qualität der Begegnung und der Beziehung zu Ihren KollegInnen, wenn es zu einem Wiedersehen nach der Krise kommt. Dann können Sie mit neuem Elan und Motivation die Auferstehung nach dem Chaos begegne und der Arbeit in einer anderen Art und mit einer anderen Haltung begegnen.


[1] Matzler, Kurt e.a:.“Digital Disruption. Wie Sie Ihr Unternehmen auf das digitale Zeitalter vorbereiten“, p. 75

[2] Matzler, Kurt e.a:.“Digital Disruption. Wie Sie Ihr Unternehmen auf das digitale Zeitalter vorbereiten“, p. 17

[3] Simon, Fritz B.: „Gemeinsam blöd.Die Unintelligenz von Unternehmen, Managern und Märkten“, p. 52